Home-Vorwort, Pflanzen entwickeln Fangorgane
Grundlos erfindet die Natur keine "Merkwürdigkeiten". Auch für die Insektivorie von Pflanzen muß es eine plausible Erklärung geben. Flora und Fauna sind bestrebt, jeden noch so winzigen Lebensraum (ökologische Nische) zu erobern. Dieser Kampf ums Dasein ist ein Wettbewerb der Erbmerkmale um die jeweils beste Anpassung an die oft harten Umweltfaktoren.
Bei den Insektivoren (Fleischfressende Pflanzen) wurden bereits vorhandene Anlagen zu perfekten Fallensystemen umgebaut, um an die dringend benötigten Mineralstoffe zu gelangen. Vor allem Stickstoff, Phosphor und Kalium sind konzentriert im tierischen Gewebe vorhanden. Diese fliegenden und krabbelnden "Düngertabletten" müssen nur noch erwischt werden. Durch diese einzigartige Form der Nährstoffbeschaffung sind die insektenfangenden Pflanzenbefähigt, an extrem nährstoffarmen Standorten zu gedeihen. Hier wachsen neben den Insektivorenoft nur noch sehr genügsame Gräser und Moose. Häufige Extremstandorte für Insktivorn sind:
- Hangquellensümpfe
- von Wasser umspülte Felsen
- Hochmoore
- periodische nasse Sandflächen
- Astgabeln, usw.
Die Wurzeln der insektenfangenden Pflanzen haben ihre Fähigkeit, Nährstoffe aufzunehmen und nicht zu verlieren. Sie sind durchaus in der Lage, die wenigen in der Erde vorkommenden Mineralstoffe zu nutzen. Der Insektenfang ist daher als eine zusätzliche Nahrungsquelle zu verstehen. Wer sich einmal sie Zeit nimmt, einen Zwergsonnentau, eine Schlauchpflanze oder einen Sumpfkrug genauer zu betrachten, ist bald vom Farbenspiel und von der Formenvielfalt dieser Pflanzen eingefangen. Dabei zeigt sich, dass der wirkliche Fangvorgang den Horrorgeschichten kaum nachsteht; das Geschehen spielt sich nur inkleineren Maßstäben ab.
Betrachtet man die Fangorgane vieler Insektivoren genauer, ist zu erkennen, dass hier bei Pflanzen übliche Fähigkeiten kombiniert und optimiert wurden. Einige Anlagen sind:
- Wassergefüllte Fallgruben z.B. bei
Bromelien, die als Epiphyten (Aufsitzer-
pflanze) in Astgabeln von Regenwaldbäumen
wachsen. In den Blatttrichtern sammelt sich
herabfallendes organisches Material und liefert
Nährstoffe.
- Klebrige Drüsenhaare zur Abwehr von Schad-
insekten bei Petunien, Leimkräutern, usw.
- Ausscheidung überflüssigen Wassers auf den
Blättern (Hydrathoden).
- das Vorkommen von Enzymen in Pflanzenzellen.
Vor allem in Gärtnereien wird noch eine weitere Eigenschaft der Pflanzen genutzt - die Möglichkeit, Nährsalze über die Blätter aufzunehemen. Stellt man sich nun eine Kombination dieser Entwicklung über Jahrzehntausend oder sogar über Jahrmillionen vor, erscheint uns die Insektivore nicht mehr als so unwahrscheinlich. Dabei ist die Abgrenzung der Insektivore zu anderen Pflanzen nicht so einfach.
Die Übergänge in der Natur sind fließend. Gerade in neurer Zeit gibt es immer noch Meinungsverschiedenheiten, ob diverse Arten zu den Insektivoren gerechnet werden sollen oder nicht.